Produktion auf dem römischen Gutshof

 

Die Gutshöfe waren auf die Überschussproduktion ausgerichtet. Über die Produktionsweise können uns Bestandteile von Werkzeugen und Geräten oder Reste von Bauten, die der Verarbeitung und Aufbewahrung der Erzeugnisse dienten, Auskunft geben. Ein Teil der Produktepalette kennen wir dank Pflanzenresten, die in einem Brand verkohlten oder sich im feuchten Milieu erhalten konnten sowie der Tierknochen. Angebaut wurden verschiedene Getreidesorten, in erster Linie Gerste, Dinkel und Rispenhirse, seltener auch Emmer sowie Hülsenfrüchte, vor allem Ackerbohne, Linse und Erbse. Mit den Römern kamen zudem auch neue Gemüse- und Gewürzpflanzen, Obst- und Nussbäume sowie die Rebe in unsere Gegend. Neben dem Ackerbau bildeten die Vieh- und Weidewirtschaft sowie die Hoftierhaltung wichtige Erwerbszweige. Gehalten wurden Rinder; Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde. Aus dem Mittelmeerraum wurden der Esel, das Maultier; die Hauskatze, die Haustaube und vielleicht auch die Hausente neu eingeführt. Als Fleischlieferant diente vor allem das Schwein. Das Rind wurde eher als Arbeitstier eingesetzt, das Pferd zum Reiten. Die Tiere lieferten auch zahlreiche Rohstoffe für handwerkliche Betriebe wie Gerbereien, Hornmanufakturen, Knochenschnitzer etc.

Speicher, die der Aufbewahrung der Ackerfrüchte dienten, sind nur schwer zu fassen. Wahr-scheinlich genügten häufig kleinere, durch die Architektur nicht besonders hervorgehobene Gebäude, um das für den Eigenbedarf benötigte Getreide und das Saatgut lagern zu können. Kaum nachzuweisen sind auch die Stallungen. Auffälliger sind dagegen Einrichtungen, die der Verarbeitung von Produkten dienten. Zu nennen sind in erster Linie die Darr- und Räucher- anlagen, die immer wieder gefunden werden. Die Darren wurden wohl vor allem bei der Verarbeitung von Spelzgetreide eingesetzt. Das Darren erleichtert das Entspelzen, war aber auch bei der Herstellung von Bier und bei der Verarbeitung von Flachs notwendig. Denkbar ist auch das Dörren von Obst etc. Das Räuchern war eine häufig angewandte Möglichkeit Fleisch zu konservieren. In einer Räucherei in Augst fanden sich z. B. vor allem Schulterblätter und Unterkiefer von Rindern, die zeigen, dass u. a. das «Schüfeli»Anklang fand. Sicher wurden auch Würste geräuchert. Dieses hinterlässt jedoch keine Spuren. Auch das Einpökeln ist belegt. Fische wurden vermutlich ebenfalls in Salz eingelegt.