Der Leiterwagen, ein Wagen für schlechte Wege

 

Währen rund 2000 Jahren war der Leiterwagen, meist gezogen von Ochsen, das meist gebrauchte Fahrzeug für schwere Transporte. In seiner Grundstruktur ist er ein keltischer Wagen.

Karl Merki (1898-1985) aus Niederweningen hat den Leiterwagen dem Museum geschenkt. Sein Vater hat ihn noch vor 1900 von der Familie Brunner im Steig gekauft. Der Wagen dürfte um 1850 von ansässigen Handwerkern, Wagner und Schmied gebaut worden sein. In gelegentlichem Gebrauch war der Wagen bis in die 60er Jahre, des
20. Jahrhunderts, zuletzt nur noch für Arbeiten, bei welchen der ganze Wagenpark benötigt wurde. Seine Eigenheiten sind: Grosse Räder, breite Spur, schmale Ladefläche, im Mittelalter durch Strohpolster noch weiter verringert, Ladefläche tief, unmittelbar über den Achsen und eine gewisse Verwindbarkeit zwischen Vorder- und Hinterachse. Heute würden wir sagen ein Gelände- oder off road Fahrzeug, ein Vehikel für schlechte Wege. Der Leiterwagen war denn auch das typische Transportfahrzeug des Mittelalters, gezogen von Kühen oder Ochsen.
Erst gegen Mitte des 19 Jahrhunderts als die Kantone begannen "chaussierte Commerz Strassen", etwa unseren Kantonsstrassen ent­sprechend, zu bauen kam der Brückenwagen
mit seiner breiten, hoch liegenden Ladefläche auf. Obschon für die Verhäl-nisse auf dem Land, für die schlechten Wege eigentlich nicht geeignet, was zahlreiche umgekippte Fuder vor Augen führten, war er bald auch in der Landwirtschaft der bevorzugte Wagen. Auf- und Abladen gingen leichter, die Brücke konnte gegen Benne und Güllenfass getauscht werden und wer wollte schon beim Neuen nicht mit-machen.
Zurück zum Leiterwagen: Das faszinierende an diesem urtümlich wirkenden fünf Meter langen Wagen ist, dass es diesen Typ mit vielen übereinstimmenden Merkmalen der Konstruktion seit keltischer Zeit, d.h. seit rund 2500 Jahren gibt. Die Kelten waren Meister in allem was mit Pferd und Wagen zu tun hatte und dazu hervorragende, kreative Handwerker. Dies zeigen zahlreiche Funde (z.B. das vollständige Speichenrad aus La Têne) und die Ergebnisse neuer Untersuchungen. Auch das Fachvokabular stammt von den Kelten und ist zum Teil über das Latein der Römer in unsere Sprache übergegangen (Bänne, Charre).

Siehe auch:
Schlatter, Walter (1986): Leiterwagen und Brückenwagen,
in 24. Jahrheft des Zürcher Unterländer Museumsvereins